Literaturwettbewerb - Wahrung und Wagnis 06/07

Junge Talente - Schreibwettbewerb

Wir alle sind Menschen des Weges. Wir sehnen uns, wir brechen auf, wir suchen und im besten Fall erreichen wir ein Ziel, das uns wieder auf neue Wege bringt.

Themen

  • Stell dir vor, jemand macht sich auf den Weg, um etwas zu verändern
  • Stell dir vor, jemand macht sich auf den Weg, um etwas zu suchen
  • Stell dir vor, jemand macht sich auf den Weg, um etwas zu finden

Bring deine Gedanken zu Papier. Schreibe eine Erzählung, ein Märchen, eine Kurzgeschichte, ein Gedicht oder ein Theaterstück. Wähle ein Thema und reiche es beim Wettbewerb ein!

Eingereichte Texte

Text 1 - Gegen den Krieg

Ich sehe aus dem Fenster,
sehe Menschen, die in ihren Gärten sitzen,
mit ihrer Familie auf Terrassen Tee trinken.
Ich sehe aus dem Fenster,
sehe Kinder, die mit Bällen spielen,
sie lachen, haben keinen Kummer.
Ich sehe aus dem Fenster,
sehe Bäume, sehe die Sonne,
sehe, wie die Welt lebt und blüht.

Doch wenn ich in die wahre Welt blicke,
in die Länder, wo der Krieg wütet,
wo die Leute sterben,
wo niemand fröhlich ist,
niemand ein Lächeln wagt.
Länder, wo keine Sonne scheint,
wo die Luft nach Tod riecht,
wo Häuser zerbombt werden,
und als Gräber für die Toten dienen.

Dann bin ich enttäuscht.
Enttäuscht von den Leuten, die diesen Krieg führen,
enttäuscht von den Soldaten, die blind um sich schießen.
Ich beginne sie zu hassen,
weil sie einfach Leben nehmen,
weil sie nicht fair spielen.
Weil sie Kindern ihr Heim nehmen,
weil sie nicht „Nein“ zu allem sagen.
Weil sie einfach gehorchen.

Und dann steigt Wut in mir auf.
Weil das alles einfach so geschieht und ich es nicht ändern kann.
Weil jeder es hin nimmt, ohne ein Wort zu sagen.
Denn schließlich geht es uns ja nichts an.
Wir sagen es geht uns schlecht, wenn wir mit dem Wetter draußen nicht zufrieden sind.
Doch in Ländern, in denen Krieg herrscht, scheint niemals die Sonne.
Nicht am Himmel, nicht in den Herzen der Menschen.
Wenn wir denken, es würde uns schlecht gehen,
was sollen die Menschen dort dann denken?

Und ich frage mich: Warum ändert sich nichts?
Warum sterben täglich Menschen, aber niemand tut etwas dagegen?
Warum helfen wir nicht?
Warum sehen wir weg?
Warum wollen wir Zeugen so grausamer Taten sein?
Wenn wir alle nur ein wenig helfen würden,
wenn jeder nur einen kleinen Beitrag zum Frieden in der Welt liefern würde,
wenn wir das Grauen gemeinsam vernichten würden.
Dann, wenn wir versuchen würden, alle einen anderen Weg zu nehmen, dann könnten wir etwas ändern.

Text 2 - Die Widmung

Der Wind peitschte durch die engen Gassen und rüttelte an den Fensterläden der Häuser, warf Mülltonnen um und blies deren Inhalt über die Straßen und zwischen die Füße der Leute. Auf dem Bahnsteig herrschte dichtes Treiben: vielbeschäftigte Erwachsene eilten mit großen Aktenkoffern in die Arbeit, Schüler saßen wartend auf den Bänken und steckten ihre Nasen in die Bücher und Mütter zogen ihre bettelnden Kinder vom Stand eines Süßigkeitenverkäufers weg.
In mitten all diesem stand Gabriela. Ihr Atem ging ruhig, was angesichts dessen, was sie erst vor ein paar Stunden erlebt hatte, eine beachtliche Leistung war. Doch der Anschein trügte: Ihr Herz raste und der Puls trieb das Blut fortwährend im gleichen schnellen Tempo durch die Adern. Der Körper zitterte unmerklich und ihre Wangen überzog eine dünne Schicht getrockneter Tränen. Sie setzte sich auf eine Bank, denn sie war nicht sicher, wie lange sie ihre Beine noch zu tragen vermochten. Ihr Blick fiel auf den Süßigkeitenverkäufer. Schon bald schweiften ihre Gedanken ab und sie durchlebte den ganzen Tag noch einmal und vor ihrem inneren Auge sah sie all die Bilder und Eindrücke wieder, welche sie so schnell wie möglich vergessen wollte:
Am Morgen stand Gabriela früh auf um alles für die Flucht aus dem Waisenhaus vorzubereiten, ganz so als ob es nötig gewesen wäre. Sie hatte schon vor Tagen damit begonnen ihre Schuhe zu putzen, die Kleidung auszuwählen und ihren Rucksack mit all ihren Habseligkeiten zu packen, was bei einem Waisenkind von knapp 17 Jahren und ohne Familie wirklich nicht viel war! Na ja, fast ohne Familie.
Mit ihrer besten Freundin Sophie teilte sie sich ein Zimmer und so konnte sie ihr Vorhaben, das Waisenhaus zu verlassen, nicht vor ihr geheim halten. Als Gabriele ihr von ihrem Plan erzählte, spiegelte sich zuerst Trauer in Sophies Gesicht wider, doch dann freute sie sich, dass wenigstens eine von ihnen aus diesem schrecklichen Ort herauskommt.
Als die Sonne knapp über dem Horizont stand und die umliegenden Berge in mattes Gold hüllte, verabschiedeten sich die beiden voneinander und Gabriele stieg lautlos aus dem Fenster in ihr neues Leben.
Den ganzen Weg zum Bahnhof konnte sie ihr Glück kaum fassen. Ihre Finger umklammerten ein in schwarzes Leder gebundenes Buch, welches sie schon hatte, solange sie zurückdenken konnte. Das war das Wertvollste, was sie besaß und der Grund, warum sie unbedingt aus dem Waisenhaus fliehen wollte. Es war nicht nur die schwere Arbeit, die sie jeden Tag verrichten musste, die mangelnde Versorgung oder das Gefühl, nicht geliebt zu werden, das sie forttrieb, sondern der Inhalt des Buches!

Es standen Gedichte darin. Gedichte, die alle vom gleichen Autor geschrieben worden waren: Ferdinand Santorin! Gabriela hatte den gleichen Nachnamen, doch das, was sie so sicher machte, dass sie wenigstens noch einen Verwandten
hatte, war die Widmung auf der erste Seite des Buches. In großen, verschnörkelten Lettern stand dort: Für Gabriela, von deinem Onkel Ferdi!!!
Mit diesem Namen konnte sie Nachforschungen anstellen und sie erfuhr, dass ihr Onkel nicht einmal drei Stunden von ihr entfernt ein Haus hatte. Sie schrieb sich die Adresse auf und so fasste sie überhaupt erst den Entschluss, wegzugehen.
Am Bahnhof kaufte sie sich eine Fahrkarte und wartete. Das Warten schien ihr endlos lange und die Sonne stand schon an ihrem höchsten Punkt und brannte auf die Erde, als endlich der Zug ankam, der sie in ihr neues Leben bringen sollte.
Ein helles Quietschen durchschnitt die Luft, als der Zug ruckartig seinen Weg fortsetzte. Es zogen grüne Wiesen mit plätschernden Bächen an ihr vorbei, karge Felswände und sonnenüberflutete Mohnfelder. Gabriele genoss diese vielen neuen Eindrücke, doch nichts konnte ihre Gedanken von ihrem Onkel ablenken.
Endlich blieb der Zug nach knappen zweieinhalb Stunden stehen und Gabriele drängte sich aufgeregt nach draußen. Sie holte eine kleine Landkarte aus ihrem Rucksack und prüfte ihren Standpunkt. Sie war am richtigen Bahnhof ausgestiegen, hatte jetzt aber noch ein gutes Stück zu gehen. Um keine Zeit zu verlieren, machte sie sich gleich auf den Weg aus dem Bahnhof hinaus zur Landstraße. Es ging immer geradeaus und kurz vor ihrem Ziel bog sie in eine kleine Seitengasse ein. Mit jedem Schritt wuchs die Aufregung und sie hielt es fast nicht aus. Das Herz pochte so wild gegen die Rippen, als hätte es sich in den Kopf gesetzt, diese zu zerschmettern.
Endlich stand Gabriele vor dem Haus ihres Onkels. Zitternd griff sie nach dem Knauf für das Tor und betrat den Garten. Viele Bäume standen dort, vor langer Zeit angepflanzt, nun aber ungehegt, im Alter verfallend, inmitten eines Aufruhrs achtlos wuchernder Nachkommen. Langsam schritt sie den frisch bestreuten Kiesweg entlang, der von zierlichen Rosenbüschen gesäumt. durch den ganzen Garten führte.
Die große Haustür stand bedrohlich vor ihr und wirkte so ganz und gar nicht einladend. Vorsichtig erhob sie ihre rechte Hand, ballte eine Faust und klopfte vorsichtig gegen das dunkle Holz. Ein dumpfes Geräusch ertönte, das weit in das Haus hallte.
Gabriela lauschte. Anfangs war nichts zu hören, doch schon bald vernahm sie leise Schritte, die immer näher und näher kamen und schließlich klapperte ein Schlüssen in der Tür. Sie hielt den Atem an und ihr ganzer Körper war zum zerreißen gespannt. Die Tür wurde mit einem Ruck aufgezogen und ein alter Mann mit mausgrauem Haar, Stupsnase und Lesebrille lächelte sie freundlich an. Mit warmer Stimme fragte er Gabriela, was sie denn wolle, doch sie brachte keinen Ton heraus. Sie sah ihren Onkel nur an, der sie dann schließlich ins Haus
bat. Er führte sie durch die Küche ins Wohnzimmer, wo sich dann beide setzten. Sie musterte die Einrichtung. Alles sah bequem und freundlich aus, eben alles ideal zum Wohnen. So also lebte ihr Onkel! Überglücklich, dass sie jetzt endlich ein Familienmitglied gefunden hatte, schaute sie wieder auf ihren Onkel, der sie erneut fragte, was sie eigentlich wollte. Lächelnd holte sie das Buch mit den Gedichten aus ihrem Rucksack und sagte ihren Namen. Ein dunkler Schatten legte sich über das zuvor noch so liebenswerte Gesicht des Mannes und er sah mit einem Mal nur mehr abweisend aus.
Erschrocken blicket sie ihn fragend an. Sie hatte Freude oder wenigstens irgend ein Zeichen des Glücks erwartet, aber bestimmt nicht das! Das Gefühl der Ungeliebtheit, welches sie im Waisenhaus erlebt hatte, kehrte schlagartig wieder. Verzweifelt redete sie sich ein, dass sie sich den abweisenden Ausdruck auf dem Gesicht ihres Onkels nur eingebildet hatte, doch der Blick des Mannes genügte und ließ ihre Schutzmauer aus Lügen bröckeln, wie ein Stollen, kurz vor dem Zusammensturz.
Mit leblosen Augen starrte Gabriela ihn an und er fragte sie schließlich, ob sie sich wirklich nicht erinnern konnte. Nervös schüttelte sie den Kopf und ihr Onkel begann zu erzählen:
Als Gabriela fünf Jahre alt war, machte sie zusammen mit ihm und ihren Eltern einen Ausflug in die Berge. Auf der Rückfahrt fuhr ihr Onkel das Auto, weil ihre Eltern zu müde waren, doch er hatte etwas getrunken. Bei einer engen Kurve geriet das Auto ins Schleudern und krachte mit der Vorderseite in die Flanke des Berges. Es war Totalschaden und ihre Eltern waren beide sofort tot. Gabriela und ihrem Onkel passierte nichts, doch hatte er so viel Angst, angezeigt zu werden, dass es sie noch am gleichen Tag in ein Waisenhaus brachte. Sie war ja die einzige Zeugin und konnte ihn somit in große Schwierigkeiten bringen.
Als er endete, standen in Gabrielas Augen Tränen, während die Augen des Onkels leer zu sein schienen, ohne Gefühl, ohne Leben, ohne Trauer.
Dieser Mann vor ihr war schuld daran, dass sie keine Eltern mehr hatte!
Plötzlich stand ihr Onkel auf und deutete mit dem Finger in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er fing an zu brüllen und schrie. Er wolle sie nie mehr wieder sehen und sie solle jetzt sofort sein Haus verlassen.
Dies hätte sie auch ohne die Aufforderung getan. Den Anblick des Mannes, dem sie die schlimmen Schicksalsschläge in ihrem erst so kurzem Leben verdankte, war zu schlimm gewesen.
Die kühle Luft wehte ihr entgegen, als sie das Haus verließ und streichelte ihre Wangen. Ihr Onkel knallte die Tür hinter ihr zu, aber nicht ohne ihr noch eine Beleidigung hinterher zu schmettern. Traurig schleppe sie sich zurück zum Bahnhof.
Langsam kehrte Klarheit in ihren Kopf zurück und sie konnte wieder nachdenken. Sie war froh, die Geschichte mit ihrem Onkel und die Frage,
warum sie im Waisenhaus aufgewachsen war, geklärt zu haben. Jetzt konnte sie damit abschließen und ein neues Leben beginnen. Sie brauchte ihren Onkel oder irgend jemand anderen nicht dazu, sie würde ihr Leben selbst in die Hand nehmen und ganz von vorne beginnen.
Schon wieder standen bettelnde Kinder bei dem Süßigkeitenverkäufer und Gabriela musste schmunzeln.

Text 3 - Das Geheimnis der Klosterfrau

Nebel hatte sich wieder einmal um das kleine Kloster gelegt, als Schwester Maria Magdalena in ihrer Zelle wach wurde. Nichts Besonderes für diese Jahreszeit in diesem Teil von Dänemark. Das Kloster lag auf einem Hügel und war von großen Wiesen und düsteren Wäldern umgeben. In den Wintermonaten legte sich immer wieder eine Nebeldecke um das Kloster und ließ es scheinbar verschwinden. Schwester Maria Magdalena stand auf, als es gerade erst fünf Uhr morgens war. So richtig hatte sie sich noch nicht an ihr neues Leben als Klosterschwester gewöhnen können. Noch immer mühte sie sich, aus dem Bett zu kommen um schon in aller früh zu beten. Aber das konnte man verstehen, da Maria Magdalena erst seit zwei Monaten Klosterschwester war. Sie hatte sich endlich ihren Wunsch erfüllen können Gott mit allen Mitteln zu dienen. Zuhause war ihr Leben nie so gewesen wie hier. Nie konnte sie Gott so verehren wie im Kloster. Ihr Vater verbot ihr an einen Gott zu glauben oder gar in die Kirche zu gehen. Ihre Mutter war früh gestorben. Eine seltene Krankheit kostete ihr das Leben. Der Vater gab Gott die Schuld, dass seine geliebte Frau nun tot war. Er verfluchte den Tag an dem er getauft wurde, und schwur alles erdenklich Mögliche zu machen, um Gott schlecht zu machen. Vor allem bei seinen Kindern versuchte er das immer. Doch seine Tochter Melissa, Schwester Maria Magdalena, ließ sich nicht davon beeindrucken. Sie glaubte stets an Gott, konnte ihren Glauben aber nie so ausleben, wie sie das wollte. Immer musste sie sich ihrem Vater unterordnen. Lange Zeit musste sie sich zusammennehmen um nicht wahnsinnig zu werden. Immer weiter entfremdete sie sich von ihrem Vater und versuchte ihrem richtigen Vater, Gott, näher zu kommen. Aber es gelang ihr nicht. Sie konnte sich nicht von dieser Gewalt befreien. Aber das sollte ein Ende haben!
Eines Tages beschloss sie, ihrem öden Alltag ein Ende zu bereiten und rannte von zuhause weg. Tage lang lief sie durch die Wälder und ernährte sich nur von Beeren und kleinen Tieren, die sie am Boden fand. Sie wusste nicht wohin, also lief sie einfach immer weiter und weiter. Nach Wochen der Suche nach einem neuen Lebensanfang, fand sie zu dem kleinen Kloster auf einem Hügel in der Nähe von Hjørring. Es war ein kleines Kloster, aber es war Melissas Rettung. Sie wusste, dass sie hier Gott näher kommen würde und endlich so leben konnte, wie sie es sich so lange gewünscht hatte. Es braucht nicht lange, bis man Melissa in den Orden aufnahm, da sie größtes Interesse an Gott und der Kirche hatte. Schwester Maria Severin, die ehrwürdige Mutter des Klosters, hieß sie herzlich willkommen, machte ihr aber auch gleichzeitig klar, dass sie ewige Treue schwören müsse um in den Orden aufgenommen zu werden. Doch das war eine einfache Bedingung für Melissa, die ab dann Schwester Maria Magdalena genannt wurde.
Das war nun zwei Monate her gewesen und Maria Magdalena erhob sich endlich aus ihrem Bett. Draußen war es noch dunkel und das Mondlicht ließ den Reif auf den Wiesen glitzern. Sie beeilte sich, ihre Kutte anzuziehen und die Stiegen hinunter in den Speisesaal zu gehen. Doch bevor sie diesen betreten konnte, geriet sie in ein Gespräch zwischen der jungen Schwester Luisa und der älteren strengen Schwester Euthymia. Es ging um etwas Seltsames, von dem Maria Magdalena nichts wusste. Beide Schwestern unterhielten sich heftigst über irgendein Ereignis, welches Maria Luisa angeblich beobachtet hatte. Sie erzählte von seltsamen Erscheinungen. Von Beobachtungen, die keinen göttlichen Ursprung haben konnten. Es waren Geister von denen Maria Luisa sprach. Mit zittriger Stimme erzählte sie Euthymia von ihren Erlebnissen. Sie sagte sie hätte die Geister in der Nähe der Bibliothek, beim Aufgang zum Dachboden gesehen. Daraufhin konnte Maria Magdalena ein Aufblitzen in den Augen Euthymias sehen. Sofort packte die strenge Schwester Maria Luisa am Arm und nahm sie mit sich in den oberen Stock. Maria Magdalena war etwas verwirrt über das, was sie gesehen hatte. Was waren das für Geister von denen Maria Luisa da sprach und warum war Schwester Euthymia so erschrocken über ihre Aussage. Aber Maria Magdalena wollte sich nicht in diese Angelegenheit einmischen, und ging in den Speisesaal.
Erst beim Abendgebet um sechs Uhr abends sah sie Maria Luisa wieder. Sie wirkte irgendwie verändert. Abwesend saß sie in der Kapelle und murmelte das Ave Maria. Hatte Schwester Euthymia etwas damit zu tun? War hinter dieser Geheimnistuerei vielleicht doch etwas Ernsteres? Sie beschloss mit Maria Luisa zu sprechen, um zu erfahren was es mit diesen Geistern auf sich hatte.
Am nächsten Morgen, nach dem Morgengebet, ging Maria Magdalena gleich zu Maria Luisa um sich zu erkundigen. „Halt!“, wisperte sie zu Luisa, als sie aus der Kapelle trat, „ich muss mit Ihnen sprechen! Ich habe Sie gestern zufällig mit Schwester Euthymia sprechen gehört. Es ging dabei um irgendwelche Geister. Möchten Sie mit mir vielleicht darüber sprechen? Ich kann Ihnen sicher helfen. Wir müssen doch zusammenhalten!“. Schwester Maria Luisa blickte sie erstaunt an und sagte:„Ich weiß nicht, was Sie meinen Schwester. Ich habe Schwester Euthymia gestern den ganzen Tag nicht gesehen. Ich weiß überhaupt nicht was...“. “Gibt es ein Problem, Schwester Maria Magdalena? Sollten Sie nicht bereits im Speisesaal sein um Schwester Beata beim Frühstück zu helfen?“, unterbrach sie Schwester Euthymia, die sich ihnen mit finsterer Miene in den Weg stellte. „Verzeihen Sie Schwester, aber ...“, sagte Maria Magdalena, wurde aber von der alten Schwester unterbrochen: „Ich glaube ich habe Ihnen einen Auftrag erteilt. Befolgen sie diesen, etwas anderes hat Sie zurzeit nicht zu interessieren! Kommen Sie, Schwester Maria Luisa!“. Daraufhin schritten beide Schwestern davon und ließen Maria Magdalena alleine. Leider konnte Euthymia Maria Magdalena Aufträge erteilen, da sie für die Ausbildung neuer Schwestern zuständig war. Aber meistens kommandierte sie auch die anderen herum. Deswegen mochte sie auch niemand, nicht einmal die ehrwürdige Mutter selbst. Immer wieder gab es Konflikte mit ihr und nie wollte sie etwas über sich erzählen. Sie war ein Buch mit sieben Siegeln und niemand wusste überhaupt, woher sie kam oder wie ihr richtiger Name war. Dabei war sie neben der ehrwürdigen Mutter die älteste Schwester. Die ehrwürdige Mutter kam erst nach Euthymia zum Kloster und die Schwestern, die damals, vor über vierzig Jahren in diesem Kloster lebten, waren mittlerweile an anderen Orten oder bereits verschieden.
Den ganzen Vormittag musste Maria Magdalena über das seltsame Gespräch zwischen ihr und Maria Luisa nachdenken. Was sollte dieses seltsame Benehmen? Es war doch unüberhörbar gewesen, dass sie mit Euthymia über Geister gesprochen hatte. Warum leugnete sie jetzt ihre Furcht? Sie waren doch alle Klosterschwestern und hatten eigentlich keine Geheimnisse vor einander. Vor allem war das Lügen sowieso eine Sünde und niemand hätte es gewagt im Kloster sündhafte Dinge zu tun.
Maria Magdalena versuchte sich mit dieser Sache abzufinden, aber es gelang ihr nicht. Sie war eben von Natur aus ein neugieriger Mensch gewesen. Sie entschied sich dafür herauszufinden, was Schwester Euthymia mit ihrer sonst so entgegenkommenden und freundlichen Mitschwester Maria Luisa gemacht hatte. Aber was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht einfach so mir nichts dir nichts im Kloster „herumsuchen“. Wenn sie dabei auch noch von Euthymia erwischt würde... die Folgen wären gar nicht auszudenken! Sie war ratlos. Doch die Umstände sollten sich von selbst ändern, als sie Schwester Euthymia beim betreten ihrer Zelle beobachtete. Euthymias Zelle befand sich neben der alten Bibliothek, und war die einzige Zelle im oberen Stockwerk. Die anderen Zellen befanden sich einen Stock tiefer. Euthymia wirkte ziemlich nervös und hatte Maria Magdalena, die sich in einer Nische versteckte, nicht gesehen. Sie hielt etwas in den Händen, was sie unter ihrer Kutte versteckte. Von den Umrissen her sah es aus wie ein Kreuz, aber es war nicht eindeutig. Wieder blickte sie nervös in die Gänge und plötzlich kam Schwester Atta aus der Bibliothek. Wie immer hatte sie einen Berg von Büchern in den Händen, da sie eine sehr wissbegierige Schwester war. Sie war nur um zwei Jahre länger im Kloster als Maria Magdalena und gehörte damit zu den jungen Schwestern.
Euthymia blickte erschrocken auf und versteckte das seltsame Ding hinter ihrem Rücken. „Ach, deine Leserei wird dir auch nichts bringen, Atta! Was zählt, ist Weisheit und Tradition, so wie ich das tue. Da werden dir Goethe und Miller auch nichts bringen!“. „Zum Glück weiß ich es besser Schwester und eigne mir auf meine Art Weisheit zu. Übrigens lese ich Goethe und SCHiller.“ Euthymia war erstaunt über die freche Antwort ihrer vermeintlich Unterlegenen. Sie verzog die Miene und fuhr Schwester Atta an: „ Früher hätte man einer frechen Schwester wie dir die Zunge abgeschnitten und dich vom Kloster fortgeschickt! Bete zu Gott, damit dir vergeben wird für dein Benehmen!“. „Obwohl dir das auch nichts nützen wird...“, flüsterte Euthymia noch hinzu, sodass Schwester Atta nichts hören konnte. Atta verzog das Gesicht und ging ernsten Blickes die Treppe hinunter. Schwester Euthymia sah ihr mit einem höhnischen Lächeln nach. Jetzt blickte sie ein letztes Mal in die Gänge und öffnete rasch die alte hölzerne Tür zu ihrer Zelle. Nachdem sie dieses Ding darin verschwinden ließ, eilte sie rasch wieder die Stiegen hinunter, in die Kapelle.
Maria Magdalena, die die ganze Aktion mitbeobachtet hatte, war erstaunt über die Schlagfertigkeit Attas. Sie selbst hätte sich das nie zugetraut, so mit Euthymia zu reden, allerdings kannte sie sie auch noch nicht so gut. Sie wusste nur eines, dass sie dieses Ding finden musste, welches Euthymia so schützte. Ohne weiter nachzudenken setzte sie sich in Bewegung und schritt in Richtung Euthymias Zelle. Sie war entschlossen das Geheimnis zu lüften. Aber was, wenn sie sich irrte? Vielleicht bildete sie sich die Falschheit Euthymias nur ein und suchte vergebens nach dem vermeintlichen Geheimnis. Mit diesen Gedanken begann Maria Magdalena herumzuspielen und allmählich verließ sie der Mut.
Sie kam dann zur Tür der Zelle und hatte die Hand bereits über dem Türgriff. Noch einmal überlegte sie, ob es wirklich richtig war, was sie tat. Aber sie fasste sich neuen Mut und öffnete die Tür. Sie war nun in der Zelle der strengsten Schwester des Klosters. Es war wie in jeder anderen Zelle: ein sehr kleiner Raum mit einem Holzbett und ein Kasten. Sie blickte sich um und durchsuchte den Kasten. Doch sie fand nichts. Sie blickte hinter den Kasten, hinter die Tür und unter dem Bett, doch wieder entdeckte sie nichts Verdächtiges. Einmal mehr quälten sie die Gedanken, dass es nicht richtig sein konnte, was sie da tat. Sie machte einen letzten Versuch und blickte unter die Matratze und da war es!
Es war ein schauderhafter Moment, als Maria Magdalena, eine junge Klosterschwester in der Zelle von Schwester Euthymia stand und die Matratze hochzog. Sie fand ein kreuzähnliches Objekt, etwas Ungöttliches. Nein! Es war weit mehr! Es war nicht nur gottlos sondern von Satan! Das Kreuz war umgedreht, eine Schlange wand sich um das Kreuz und Blut klebte am Holz. Maria Magdalena erschrak und trat zurück. Die Schlange bäumte sich vor ihr auf und starrte auf die bleiche Schwester. Sie zischte und funkelte Maria Magdalena mit schwarzen Augen an. Die Schwester merkte, dass ihr der Atem stockte. Doch sie konnte noch einen Hilfeschrei aussenden.
Die Schwestern in der Kapelle hörten einen leisen Schrei aus dem oberen Stockwerk. Schwester Euthymia blickte auf, stieg aus der Kirchenbank und eilte aus der Kapelle. Sie rannte die Stiegen hinauf und von dort in Richtung ihrer Zelle. Die Tür stand weit offen und in der Ecke kauerte Maria Magdalena. Sie hatte die Hand auf den Hals gelegt und schnappte nach Luft. Euthymia rannte zu ihr und schlug ihr ins Gesicht: „Diebische Elster! Ich werde dafür sorgen, dass du in die Hölle hinabsteigest und für alle Ewigkeiten die Qualen des Feuers erleiden musst! Nie wieder sollst du Gott spüren! Ich verfluche dich!“ . Euthymias Augen begannen zu leuchten. Das Bett fing zu brennen an und Euthymia selbst bäumte sich wie die Schlange vor Maria Magdalena auf. Nun fing auch der Kasten zu brennen an und Maria Magdalena wurde von den Flammen eingeengt. Aus dem Kreuz, dass sie entdeckt hatte strömte Blut. Der gesamte Boden füllte sich damit und die Flammen wurden immer höher. Maria Magdalena faltete die Hände und betete. Sie sprach laut ein Vater unser und blickte hinauf, um zu ihrem Vater zu sprechen.
Die anderen Schwestern eilten nun ebenfalls hinauf um zu sehen, was geschehen war. Sie sahen Euthymia und Maria Magdalena, die betend auf dem Boden saß. „Halt! Um Gottes Willen. Schwester Euthymia, was machen sie? Oh, Himmelvater steh uns bei!“, rief Schwester Luisa. Nun richtete Euthymia die Blicke auf die anderen Schwestern: „Dieser wird euch nicht helfen! Ihr habt zum falschen Gott gebetet! Ich bin der wahre Gott. Jesus Christus hat euch nicht gerettet! Eure Sünden sind nicht vergeben und ich werde über den Kosmos regieren! Nur ich, Satan, bin Alpha und Omega! Ich bin die Quelle allen Ursprungs!“. Doch dann geschah, das Wunder! Eine Gestalt kam vor der Bibliothek zum Vorschein. Sie war in weißes Licht gehüllt und strahlte. Es war Gott, der Leibhaftige. Er hatte seine Kinder nicht im Stich gelassen. Es war die Erscheinung Gottes, die Maria Luisa gesehen hatte. Euthymia richtete ihre Blicke zu Gott und wollte ihn verfluchen. Doch sie war wie gelähmt. Die Liebe der Menschheit zu ihrem Schöpfer und vor allem die Liebe der versammelten Schwestern, hemmten ihren Einfluss. Und die Liebe wurde noch stärker, denn die Klosterfrauen von Hjørring hatten Gott gefunden. Sie hatten immer an die Existenz geglaubt und gebetet und ihre Liebe ließ ihren Vater erscheinen. Wahrhaftig hatten sie den Schöpfer gefunden, der die Hand über sie streckte und den Teufel durch den Tod seines Sohnes von ihnen fernhielt, und ihn wieder in die Hölle, den Feuersee zurückdrängte.
Nun war es ausgestanden, Maria Magdalena war überglücklich ihren Vater zu sehen und sicher zu sein, dass sie sich für den richtigen Weg entschieden hatte.

Text 4 -Auf der Suche nach dem Glück

Während ich gemütlich auf dem Sofa sitze,
sucht sie in den Mülltonnen ihr Abendessen.

Während ich faul nach der Fernbedienung greife,
kaut sie an alten Essensresten.

Während ich mir langsam einen Film aussuche,
ist sie froh über einen alten Vorhang, der sie wärmt.

Während ich ungeniert Wasser für ein Bad verbrauche,
freut sie sich über eine kleine Regenpfütze.

Während ich mich in der Badewanne entspanne,
sucht sie nach einem sicheren Schlafplatz.

Während ich wohlgenährt und entspannt einschlafe,
deckt sie sich mit einem Karton zu.

Während ich mein ganzes Glück habe,
ist sie auf der Suche nach ihrem.

Text 5 - Liebeslied

Wie kann ich beschreiben, was ich fühle, wenn ich [dich] sehe
Wenn mein Herz bei deinem Anblick zerspringt?
Wenn mein Verstand einfach nicht fassen kann, dass es [dich] gibt
Dass [du] allein meins bist
Wieso tust [du] das alles?
Und wieso sagst [du], als Gegenleistung reicht meine Anwesenheit?
Wieso sagst [du] dann nicht einfach, dass [du] mich liebst?
Stimmt es etwa nicht?
Der Glanz, den meine Augen bekommen, wenn ich [dich] ansehe, ist es wert, durchs Feuer zu gehen, sagst [du]
Und wenn [du] mir etwas Gutes tun willst, lass mich nicht länger leiden
Entscheide [dich]
Geh weg, verlass mich...damit ich meine Seele wieder spüre
Oder bleib bei mir, für immer
Bitte Bitte
Zu lange schon auf der Suche nach dem Glück
Hab mich schon zu oft im Weg vertan
Einfach am Glück vorbeigefahren
Wenn ich es jetzt mit [dir] gefunden haben sollte, ist dann meine Reise zu Ende?
Was mache ich dann?
Und Bitte Bitte
Frag mich nie wieder warum ich weine...
Du verstehst den Grund doch nicht
Der Grund bist [du]
Schau [dir] doch heute noch die Sterne und den Mond an
Ich werde bei [dir] sein
Sie scheinen nur für [uns]
Wie gerne würde ich mein Spiegelbild in deinen Augen sehen
Blau wie der Himmel, tief wie der Ozean
Doch in deinen Augen steht nur >>Liebe<<
Wie kann ich aufhören für [dich] zu bluten
Wenn jedes einzelne Wort, das [du] sprichst, mein Herz rausreisst
Wie aufhören, für [dich] zu weinen
Wenn Liebe für mich aus Tränen besteht
Wie kann ich in deinen Armen einschlafen
Ich kann doch nicht atmen, wenn [du] da bist
Wie kann ich wegschauen
Wenn [du] bei mir bist
Kann doch einfach nur ungläubig schauen
Könnte ewig hier sitzen und [dich] einfach nur ansehen
Stundenlang hier sitzen und sehen wie die Welt um uns zerfällt
Was habe ich je richtig gemacht
Um jetzt zu verdienen, dass du einen Teil des Weges zum Glück mit mir gehst
Ein Leben reicht nicht aus, um genug von [dir] zu haben
Was kann ich tun
Um [dir] dafür zu danken, dass [du] existierst
Kann ich mich vor deiner Schönheit auf den Boden werfen
Bitte Bitte
Mich fragen, warum, um alles auf dieser Welt, es so etwas überhaupt gibt?
Kann ich eines Tages in deinen Armen aufwachen
Und [du] erzählst mir, dass [du] nie wieder gehst
Und falls [du] irgendwann einmal dieses Lied hier liest
Erinnere [dich] an mich
Erinnere [dich], dass [du] einem kleinen Mädchen einmal das kleine Leben gerettet hast
Oder verlass mich einfach nie wieder...
Und dann schau nochmal in meine Augen
Ich wette, [du] siehst [dich] in ihnen nicht
Da steht doch nur >>Ich liebe dich<<

Text 6 - VOM SUCHEN, VERÄNDERN UND FINDEN

(suchen)

du suchst soviel
sag mir warum
wir leben jetzt
es gibt kein ziel
wir träumen die welt
und lachen darin
wir spielen das wunderspiel

(verändern)

loslassen die Zielstrebigkeit
mit anderen sein
sehen was vorne, was hinten geschieht
hier, in der raum-zeit
finden – nicht suchen
nicht einsam –
gemeinsamkeit

(finden)

einen schritt zurück
erscheint für viele
als zu gewagt
als zu verrückt
doch wenn du ganz langsam ihn gehst
dann ist er vielleicht
der Schritt zum Glück

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